Übersetzung aus der rumänischen Sprache Pater Don Demidoff, der Wohltäter aus Iacobeni Der Dornenpriester
„Für uns ist Pater Don Demidoff sowohl Vater als auch Mutter. Mit ihm sprechen wir über unsere Probleme, er hilft uns, großzuwachsen”, erzählt Alexandru über den Priester, der seit 1991 gegen Mentalitäten, Institutionen und Personen kämpft, um den Straßenkindern in Rumänien zu helfen. Alexandru isst ruhig und gelassen, zusammen mit vielen anderen Kindern, die um Don Demidoff – den Priester der verlassenen Kinder – großwachsen.
Vor mehr als 30 Jahren trat Pater Don Demidoff aus der Römisch-katholischen Kirche heraus. Die nächsten zehn Jahre verbrachte er als Verpacker, Verkaufstrainer, Lehrer an einer Privatschule, Journalist, Veranstalter von Theateraufführungen, Gastronomiemanager, Hotelmanager oder Schnittholzverkäufer. Er verstand endlich, dass sein Schicksal ihn zum Priester bestimmt hatte, auch wenn die Römisch-Katholiken es ihm verweigerten. Er trat der Unabhängigen Katholischen Kirche bei, die viel besser zu seinem Wohltäter-Schicksal passte.
300 Kinder
Don Demidoff ist jetzt 62 Jahre alt. In Iacobeni hält er jeden Sonntag Gottesdienste für die Zigeunerkinder aus der Umgebung ab. Die Menschen hören ihm zu, er ist seit langer Zeit berühmt – er ist der Priester, zu dem alle ausgestoßenen Kinder kommen. „Nachdem meine Mutter gestorben war, wollte mich mein Vater nicht mehr haben. Ich bin aus Dumbraveni und bin zu Pater Don Demidoff gekommen, der mich aufnahm. Er ist wie ein Vater für mich. Er ist auch streng, wenn wir Fehler machen – er weist uns zurecht und bestraft uns. D.h., wir dürfen nicht mehr in die Kapelle gehen, bis wir den begangenen Fehler nicht 500 mal ins Heft geschrieben haben. Hier lügen wir nicht, stehlen nicht und prügeln einander nicht”, erzählt der 13jährige Alexandru, während er uns ins Zimmer von Pater Don Demidoff führt. Don Demidoff empfängt all seine Gäste mit einem lächelnden Gesicht. „Ja, ich habe sehr viel in die Kinder investiert, und ich spreche hier nicht nur über die materielle Seite. Viel wichtiger sind der Glaube und das Wissen, die ich ihnen zu vermitteln versuche”. Don Demidoff erzählt mit weiten Gesten. Um ihn herum stehen die Kinder, die in sehr gastfreundlichen und angenehmen Zimmern untergebracht sind. Über 300 Waisen oder verlassene Kinder wurden von Don Demidoff großgezogen. Seine Geschichte ist vorbildlich. Und das angesichts der Tatsache, dass die Schwierigkeiten, auf die er stoßt, sich immer mehr zu häufen scheinen.
Der Kreuzzug
Don Demidoff kam nach Rumänien mit humanitären Absichten, fand aber vor Ort alte Mentalitäten, die ihm nur Hindernisse in den Weg stellten, anstatt ihm den Weg zu ebnen. Zum Glück hat er eine Gesundheit „wie eine deutsche Eiche”. Als er in Rumänien ankam, wurde er wie ein Fremder behandelt, was in dem postrevolutionären Rumänien gar nicht bequem war. Auch die Einheimischen, die an katholischen Priestern nicht gewöhnt waren, fädelten Intrigen um ihn ein. Er wurde geschlagen, verhaftet, öfters verfolgt mit Lügen und Intrigen, und seine Gesundheit wurde einmal schwer erschüttet. Pater Don Demidoff hat alle Ungerechtigkeiten hinter sich gelassen und setzt seinen Kampf fort mit derselben Munterkeit und demselben Vertrauen an dem Guten, das er tut, wie am ersten Tag. „Hier geht es um eine perverse Stumpfsinnigkeit, fast ein unbesiegbares Virus. Deshalb bin ich sicher, dass diese Stumpfsinnigkeit nur nach vielen Generationen verschwinden wird. Die menschliche Struktur wurde umgestellt, und ich bin täglich damit konfrontiert. Da ich immer beschäftigt bin, «das Gute zu tun», werde ich täglich bestraft”, erklärt Pater Don Demidoff. Er ist entschlossen, auch weiterhin für die verlassenen Kinder in Rumänien zu kämpfen.
Die Familie von Don Demidoff
Die Atmosphäre zu Hause bei Don Demidoff bewegt jeden Besucher. Hier, in einer Welt, die von der Schlechtheit und dem Rummel des Alltags, mit dem sich die Rumänen begnügen, entfernt scheint, finden verlassene Kinder ein Zuhause und eine Zukunft. Trotzdem werden die Gespräche frei geführt, geleitet von den strengen Regeln des Hauses. Das Essen beginnt mit einem gemeinsam ausgesprochenen Gebet, danach werden Gespräche geführt. Alin, der bei Don Demidoff bereits seit seinem sechsten Lebensmonat aufwächst, sagt was er werden möchte, wenn er groß sein wird. „Ich möchte Priester werden”, sagt Alin, mit einem unschuldigen Blick. Alexandru und Sorin brechen in Lachen aus. „Warum lacht ihr? Ist es eine Schande, Priester sein zu wollen? Ist es eine auszulachende Sache? Bitte erklärt mir, warum ihr gelacht habt”, sagt tadelnd Don Demidoff zu Alexandru und Sorin. Beide senken ihre Blicke, sie wissen, dass sie einen Fehler begangen haben. Sie erklären, einer nach dem anderen, warum sie in unanständige Gelächter ausgebrochen sind. Sie sprechen täglich mit Pater Don Demidoff, der der Vertraute aller Kinder geworden ist. Sie sprechen mit ihm über Existenzprobleme, er treibt ihnen die „Übertreibungen” der Pubertät aus, mit Don Demidoff machen sie Witze und lachen, lernen und wachsen auf.
Der Ministervernichter
Don Demidoff wurden von allen Seiten Hindernisse in den Weg gestellt. Rücksichtslose und schwer überwundbare Hindernisse. Nicht aber für Don Demidoff – er weigerte sich nicht, für die Rechte, die ihm zukamen, vors Gericht zu gehen, und kämpfte bis zum Schluss. Da er z.B. die Genehmigung einer Kommission aus dem Gesundheitsministerium, die für die Verlängerung des Visums für vorübergehenden Aufenthalt in Rumänien erforderlich war, nicht bekam, war er genötigt, 14 Tage lang jeden Monat das Land zu verlassen. Er wendete sich an die Justiz, um sein Recht zu beanspruchen, und gewann den Prozess, in dem er Schmerzensgeld in Höhe von 500 Millionen ROL forderte. Er gewann den Prozess, aber das Ministerium weigerte sich, ihm die Summe auszuzahlen. Er kam bis dahin, den Dienstwagen des damaligen Gesundheitsministers Ovidiu Brânzan beschlagnahmen zu lassen. Don Demidoff bekam sein Geld. Er forderte ebenfalls seine Rechte auch vor dem Verwaltungs- und Innenministerium. Auch diesen Prozess gewann er. Don Demidoff hofft, dass jetzt keine weitere Zwangsvollstreckung für die Wiedergutmachung der ihm zugefügten Schäden nötig sein wird.
Er kämpft für die Besiegten
Pater Don Demidoff setzt seinen Kampf fort. Nach 14 Jahren hat er eine Reihe von „paradoxen Geboten” zusammengestellt, die er seine Arbeitsregeln genannt hat. „Die Menschen sind illogisch, unvernünftig und egoistisch. Wenn du Gutes tust, werden dich die Menschen für «unlautere Gründe» anklagen. Tu trotzdem das Gute. Wenn du erfolgreich bist, wirst du falsche Freunde und wahre Feinde bekommen. Arbeite trotzdem an deinem Erfolg. Das Gute, das du heute getan hast, wird morgen vergessen. Tu trotzdem das Gute. Die Ehrlichkeit und die Offenheit machen dich verwundbar. Sei trotzdem ehrlich und offen. Die Menschen mit großartigen Ideen werden von den Menschen mit den jämmerlichsten Ideen niedergeschlagen. Denke trotzdem großartig. Die Menschen haben Mitleid mit den Besiegten, aber sie folgen nur dem Sieger. Kämpfe trotzdem für die Besiegten. Was du in vielen Jahren errichtet hast, kann in einer Nacht vernichtet werden. Errichte trotzdem etwas. Gib der Welt das Beste, was du hast, und du wirst dafür angegriffen. Gib trotzdem der Welt das Beste, was du hast”, sind die Arbeitsregeln von Don Demidoff.
Zitat-Kästchen
„Die Rumänen haben ihre Würde, die ihnen Ceausescu weggenommen hat, noch nicht zurück- erlangt. Wenn sich die Rumänen an eine öffentliche Institution wenden, verhalten sie sich so, als hätten sie keine Würde. Es wird nicht von Mensch zu Mensch gesprochen und ich war erstaunt zu sehen, dass die Menschen hier die Hand derjenigen küssen, die sie für überlegen halten”, so Pater Don Demidoff.
Zitat-Kästchen
„Die Kinder sind immer die schwächsten Mitglieder einer Gesellschaft. Sie haben das Recht auf eine spezielle Fürsorge, auf eine besondere Unterstützung”, meint Pater Don Demidoff.
Kästchen Das Dornenbuch
Infolge der in Rumänien verbrachten Jahre veröffentlichte Pater Don Demidoff, vorläufig nur in deutscher Sprache, ein Buch mit dem Titel „Der Dornenpriester”. Das Buch wird gegen Ende Februar auch in rumänischer Sprache erscheinen. „Es ist nichts Anderes als eine Beschreibung meines 14jährigen Schmerzensweges unter diesen Menschen. Die Beschreibung ist sehr subjektiv, gefühlsgeladen, aber auch sehr ehrlich. Es gibt keine Aussage. Das Buch will nur unterstreichen, dass es sich lohnt, dein LEBEN Jesus Christus zu widmen, im Namen des Paradieses”, sagt Don Demidoff.
Kästchen Die Begegnung Gottes, in Kindersprache
Nach einem fünftägigen Diabeteskoma wurde Pater Don Demidoff von seinen Kindern mit Bitten bestürmt, ihnen zu erzählen, was er in den fünf Tagen gesehen hätte. Er erzählte ihnen über die Begegnung Gottes, über die Philosophie des Lebens und des Todes, aber die Kinder waren mit der Antwort unzufrieden. Deshalb schrieb Don Demidoff ein Gedicht für sie. „Wenn es soweit ist wird alles gut sein. Ich werde den Kindern den Weg markieren. Ich werde Kakaopulver in die Milchstraße streuen und den Mond in Bonbonpapier einwickeln. Die Sterne werde ich in ewig brennende Wunderkerzen verwandeln und die Vitamine aus dem Spinat endlich in das Eiscreme zaubern. Eine Fee von der Venus wird süßes Konfetti auf Cincu streuen und ich werde auf meine Kinder im Himmel warten”. Die Kinder waren mit dem Antwort-Gedicht zufrieden.
Kästchen Der Rumänien-Schock
1990 war Pater Don Demidoff Straßenprediger der Unabhängigen Katholischen Kirche der Niederlande. Er arbeitete mit den Straßenkindern und den „vagabundierenden Jugendlichen” in Holland. Er sah eine Reportage über die Straßenkinder in Rumänien und konnte seinen Augen nicht glauben. „Ich telefonierte mit der Verfasserin des betroffenen Dokumentarfilms, weil ich nicht glaubte, dass so etwas existieren kann. Die Journalistin sagte mir, ich soll nach Rumänien kommen, um mich zu überzeugen”. Diese Worte veranlassten Pater Don, nach Rumänien zu kommen. Er fand hier, gleich nach der Wende, Kinder, die die Mülltonnen nach Essen durchwühlten, in Kanälen oder Gepäckschließfächern Unterkunft suchten oder in Kinderheimen gekettet waren. Im Vergleich zu diesen lebten die Straßenkinder in Amsterdam „in Luxus”. Bewegt von dem Schicksal der Kinder, die keine Schuld daran hatten, dass sie arm oder als Zigeuner geboren wurden, entschloss sich Pater Don Demidoff, etwas für die Rettung der verirrten Seelen in Rumänien zu tun. Ohne jegliche Unterstützung begann Don Demidoff ein Wohltätigkeitswerk auf eigene Faust. Der Ausgangspunkt war Cincu, der Ort, wo er einige unglückliche Kinder zusammenbrachte, und für welche er verschiedene Räumlichkeiten mietete, dann Wohnungen baute, möblierte und mit einem zu dem Zeitpunkt schwer vorstellbaren Komfort ausstattete. Es folgten Wohltätigkeitswerke in Bukarest, Veseud und Iacobeni. Kinder aus dem ganzen Land fanden ihr verlorenes Zuhause in Don Demidoffs Haus und die verlorene Familie in der Person des Priesters.
Kästchen Beschreibung durch Errungenschaften
Pater Don Demidoff wurde am 28. November 1944 in Deutschland geboren. Er besuchte die Handelsschule, die Fachrichtung Kleinhandel-Kaufmann für Textilien; Weiterbildung im Seminar Bad Driburg. Das Klosternoviziat verbrachte er bei den Passionisten in Holland. Er studierte dann Teologie in Echt/Holland, Frankfurt und Resenburg. Das Praktikum leistete er beim Jugendkuratorium und beim Gefängniskuratorium ab. Nach der katholischen Erste Hilfe-Tätigkeit in Kolping folgte die Priesterweihe durch ein katholisches missionarisches Episkopat. Er verließ das Kloster mit fünf Pfennig in der Tasche und einem Haufen Gebetsbücher. Nach dem Austritt aus der Römisch-katholischen Kirche wurde er in der Unabhängigen Katholischen Kirche aus Holland ordiniert. Er war Straßenpriester für die Straßenkinder in Amsterdam, nachher kam er nach Rumänien und gründete in Cincu, Iacobeni, Veseud und Bukarest die Stiftung Sankt Don Bosco für Straßenkinder. Pater Don Demidoff ist Ehrenbürger der Gemeinde Cincu. Er gründete in Rumänien die Unabhängige Katholischen Kirche und übernahm die Basilika aus dem XIV. Jahrhundert in Iacobeni. Pater Don Demidoff gründete die Community Church (Gemeinschaftskirche), die erste ökumenische Kirche in Rumänien, sowie die Liga für moralische Wiedergeburt in Rumänien.
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Tagesblatt Viata Sibiului 21.12.05 |
Tagesblatt Viata Sibiului 05.12.05 |
Pater Don Demidoff Interview für den Band "Persönlichkeiten die die Geschichte Sibius gestalten" |
Die Kinder aus dem Hause Gottes
von MAGDA CRISAN c.magda@adevarul.kappa.ro
DIE KINDER GEHEN reihenweise in die Kapelle hinein. Sie halten den Atem an, wenn sie das Heiligenbild anschauen. Sie bekreuzigen sich vor einer weissen, von Kerzen umgebenen Statue. "Das ist Jesus Mutter" flüstert ein Mädchen. "Sie ist traurig, da sie ihr Kind verloren hat" erklärt sie. "Jetzt kümmert sie sich um uns, da, von oben".
Die 60 kleinen Einwohner der Casa Don Bosco sind Kinder, die ihre Eltern nicht mehr wollen. Die Kleinen wurden vor der Kapelle ausgesetzt, oder kamen selbst, da sie die Prügel und den Hunger von zu Hause nicht mehr ertragen konnten. Es gab Fälle, wenn die von ihrem Ehemann hinausgeworfene Mutter zu uns mit ihrem Kind auf dem Arm kam und drohte, dass sie Selbstmord begeht, wenn wir das Kind nicht bei uns aufnehmen, erzählt der selbständige katholische Priester, Pater Demidoff, der Begründer des Kinderhauses aus Cincu. Er kümmerte sich auch in Amsterdam um obdachlose Kinder. Eines Tages sah er aber im Fernsehen die erstaunlichen Bilder mit den Kindern vom Nord-Bahnhof aus Rumänien, diese Bilder sind übrigens um die Welt herumgegangen. "Pater" wie die Kinder ihn nennen, ist in der Gemeinde Cincu in einem aus Betrieb ausgesetzten Bus der Post aus Amsterdam angekommen. Er ist in der Gemeinde wegen der ausgesetzten Kinder geblieben. Er wusste schon damals, dass das seine Aufgabe ist, da er selbst Waise ist. Seine Mutter ist von Russland vor 61 Jahren geflohen und in Deutschland angekommen und sie ist bei Geburt ihres Sohnes gestorben. Wie die anderen Kinder aus dem Haus Don Bosco, hat auch Daniela ihre eigene traurige Geschichte. Sie wurde zum Kinderhaus aus Cincu gebracht, als sie nur ein Paar Jahre alt war. In kurzer Zeit wurde sie davon von ihren Eltern zurückgenommen. Zwei Tage später wurde sie wieder vor dem Hause aus einem im Lauf gefundenen Auto hinausgeworfen. "Ein Kind verliesst nie freiwillig seine Mutter" sagt der Priester Demidoff. "Es geht weg entweder wenn es aus dem Hause vertrieben ist, oder wenn es von der Bettelei zurückkommend geschlagen ist, da das gesammelte Geld den Eltern fürs Trinken nicht reichen" fügt er hinzu. Daniela weiss, dass hier nicht wie auf der Strasse ist. Die Regel, die alle Kinder aus dem Hause Don Bosco einhalten müssen, ist die folgende: "Wir lügen nicht, wir betrügen nicht und wir schlagen uns nicht". Während der Ferien arbeiten die kleinen Einwohner um die Reihe im Garten, in der Wäscherei und in der Küche, sie helfen den Hausangestellten die Kartoffeln zu schälen, die gewaschten Kleider zusammenzulegen. Und man kann die Ergebnisse sehen: die Kinderzimmer blinken vor Sauberheit. Wie in jeder Familie sind die Kinder auch bestraft. "Die schwerste Strafe ist dann, wenn wir während des in der Kapelle gehaltenen Gottesdienstes nicht singen dürfen", erzählt ein kleiner Junge. Die Kleinen gehen jeder Sonntag in Iacobeni, in der Nähe von Cincu, wo Pater Demidoff für die Ortsbewohner – die meisten Zigeuner – in einer katholischen Kirche, die vom Priester renoviert wurde, den Gottesdienst hält. Die Leute, die an dem Gottesdienst in Iacobeni teilgenommen haben, gehen beeidruckt weg: "Dreihundert Kinder, die in der Kirche singen und zusammen zu Gott beten zu sehen, das kann man nicht vergessen". Die Kleinen setzen sich auf die Zwergstühlchen in der Kapelle und singen: "Mutter, vergiss den Sohn nicht, den Du an der Brust hältst.../ Vergiss nicht die Antwort, die du Gott gegeben hast..."
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Der Priester und die Justiz versus rumänischer Staat
Die Hilfe für Kinder, die in Schwierigkeiten sind wird üblicherweise von der Gemeinschaft begrüßt. Offizielle halten pompöse Ansprachen bei Aktionen verschiedener humanitärer Stiftungen. Wenn aber diese Arbeit erleichtert werden soll, hat man es automatisch mit der Gleichgültigkeit der öffentlichen Bediensteten zu tun. Unglücklicherweise macht diese Gleichgültigkeit ein neues Loch von …. 500.000.000 Lei.
Am 31.März 2003 begibt sich Don Demidoff zum Gesundheitsministerium, um ein Gutachten für die Verlängerung seines Aufenthaltvisums in Rumänien zu erhalten. Don Demidoff ist deutscher, katholischer unabhängiger Priester und hat seit 1991 eine gemeinnützige Stiftung zur Unterstützung der rumänischen Waisenkinder: das Casa Don Bosco.Der „Interdepartamentale Ausschuss zur Koordinierung und Unterstützung weigert aber das Gutachten auszustellen. Die Leitung der Behörde verlangt, ein Formular auszufüllen und Urkunden vorzulegen, aus denen hervorgeht, dass er die Bedingungen des Voluntariatgesetzes erfüllt. „Aber ich bin Gründer und Vorsitzender der Stiftung, keine Freiwilliger“, sagt der Priester.
Seit 12 Jahren fällt Don Demidoff unter die Gruppe, welche humanitäre Tätigkeiten entfalten und von den Kreisräten in Sibiu und Brasov , die die Stiftung autorisiert haben, empfohlen werden. „Jedes Jahr muss ich zu verschiedenen Behörden, um das Aufenthaltsvisum zu erhalten. Wir werden dafür bestraft, weil wir caritativ tätig sind“, beklagt sich der Priester. Weil nun das Aufenthaltsvisum nicht erteilt wurde, ist Don Demidoff verpflichtet, das Land alle 14 Tage zu verlassen.Don Demidoff fühlt sich in seiner Ehre und seinem Ruf verletzt, weil er Verachtung und Misstrauen der Behörden und der Menschen dulden muss. Don Demidoff verklagt deshalb das Gesundheitsministerium CICSAU. Er beantragt die dringende Ausstellung des notwendigen Gutachtens zur Verlängerung des Aufenthaltvisums in Rumänien und eine moralische Entschädigung von 500 Millionen Lei.
Unser Schaden, die Gleichgültigkeit der Beamten
Das Berufungsgericht in Bukarest, der Gerichtshof für Verwaltungsrecht, verpflichtet das Gesundheitsministerium, das für Don Demidoff notwendige Gutachten zu erstellen, genehmigt aber nicht die Zahlung der moralischen Entschädigung. Don Demidoff geht in die Berufung. Am 3.Februar 2004 entscheidet der Hohe Kassationsgerichtshof der Justiz, das Gesundheitsministerium ist verpflichtet, 500 Millionen Lei als moralische Entschädigung zu zahlen.
Zwei Monate später, nach dem Gerichtsbeschluss, hat Don Demidoff zwar das zur Verlängerung des Aufenthaltvisums notwendige Gutachten, aber nicht das Geld. Der Priester ist entschlossen, das Ministerium in Strasburg anzuklagen. Trotzdem ist das Ministerium nicht bereit, einfach nachzugeben. „Die Budgets werden vollstreckt, sollten solche Art Ausgaben, wie im Fall Demidoff, vorgesehen sein. Aber der Haushalt sieht so etwas niemals vor.“ Wollen wir noch erwähnen, dass der Direktor des Ausschusses des Gesundheitsministeriums, Herr Buraga, uns ausgelacht hat, sagt einer der Rechtsanwälte Don Demidoffs, Traian Marinescu. Auch wir (die Zeitung) haben mehrmals versucht, Herrn Buraga im Ministerium zu erreichen, das aber war nicht möglich. Mit größter Wahrscheinlichkeit werden die 500 Millionen Lei aus den Taschen der Steuerpflichtigen genommen. Und nur, weil einige Beamte, ebenfalls von den Steuerpflichtigen bezahlt, ihre Arbeit nicht leisten und verletzen die Würde von uns allen.
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