21.10.2010 Rumänen vertrauen den Institutionen nicht mehr: Das sagt die Umfrage der regierungsunabhängigen „Pro Democratia“
Nur noch 17 Prozent aller Rumänen vertrauen dem Präsidenten bzw. dem Präsidialamt. 2009 waren es noch 48%. Auch das Parlament, die Regierung und die politischen Parteien können die Rumänen nicht mehr überzeugen. Nur noch 12 bis 14 % glauben an die Ehrlichkeit dieser Verantwortlichen. Drei von 5 Befragten erklären, dass die Menschenrechte nicht respektiert werden. 50% verlangen die Wiedereinführung der Todesstrafe und sogar 55% wollen rumänischen Roma, die im Ausland straffällig geworden sind, die rumänische Staatsbürgerschaft entziehen.
Im Volk macht sich eine ungesunde Resignation breit. Trotzdem protestieren jetzt 7.000 Lehrer gegen die Kürzung ihrer Gehälter und fordern den Rücktritt der Regierung. Ein Lehrer muss nunmehr mit ca. 250 Euro im Monat auskommen, derweil die Preise der Lebensmittel mit 25% Mehrwertsteuer erhöht wurden. Wie sich das alles auf den Unterricht der Schulkinder auswirkt, bedarf keiner Erklärung. Schon verweigern immer mehr Kinder den Schulbesuch. Auch den Staatsbediensteten wurden die Gehälter um 25% gekürzt. Die Parlamentsabgeordneten aber sparen nicht. Ihre Gehälter liegen bei 10 Tausend Euro monatlich.
Abstimmungsbetrug wurde nachträglich legalisiert
Bei einer Abstimmung im rumänischen Parlament über das neue Rentengesetz waren laut einer Videoaufzeichnung nur 80 Abgeordnete im Parlament. Im Abstimmungsprotokoll aber wurden 170 abgegebene Stimmen registriert. Doch das Verfassungsgericht findet das gar nicht auffällig. Millionen Rumänen haben die Videoaufnahmen gesehen, aber das Verfassungsgericht nicht. So wurde der Gesetzesbruch legalisiert und ein Betrug verfassungskonform. Wem oder was sollen die Rumänen noch glauben?!
Hat der Kommunismus Rumänien deformiert?
20 Jahre nach der sogenannten Revolution sind immerhin noch 61% der Rumänen der Ansicht, dass der Kommunismus eine gute Idee war (Institut zur Aufarbeitung der kommunistischen Verbrechen). Diese Zahl repräsentiert eine gefährliche Doppelmoral in Rumänien. Für viele haben damals wie heute die Grundrechte weniger gezählt als der persönliche Wohlstand. Auch heute wird immer noch alles mit „kleinen Geschenken“ geregelt. Der Kompromiss ist immer noch die gewünschte Lebensform. Alles wurde und wird „unter der Hand“ gelöst. Das Messen mit zweierlei Maß hat sich tief in alle Schichten der Gesellschaft von oben nach unten eingenistet. So lebt die alte Ideologie des Kommunismus fort und ist noch lange nicht auszurotten. Auch die jungen Menschen, die nicht mehr in der Diktatur gelebt haben, sind so stark von der Unmoral infiziert, dass es mehr als viele Generationen dauert, sollte das jemals ausgemerzt werden. Rumänien ist das Tor zum Balkan. Hier vermengen sich Kommunismus und Orientalismus.
Der Verfasser dieser Nachrichten, Pater Don Demidoff ICCC, lebt seit 20 Jahren in Rumänien. Er unterhält eine Sozialstation für hungernde Zigeunerkinder, die auch von einer seiner Ärztinnen betreut werden, und ist Seelsorger in rumänischen Gefängnissen.
Lesen Sie www.depeschedondemidoff.com. Für diese humanitäre Arbeit benötigt er dringend Hilfe. Nach seinem Buch „Der Dornenpriester“, Editura Inimii, Str. Scolii 232, 557105 Iacobeni, Rumänien, schreibt er an einem neuen Buch: „Schlangenbrut und Natterngezücht“. Es schildert das Verhalten an praktischen Beispielen von Menschen, die noch 20 Jahre nach der Diktatur durch eine perverse Ideologie geprägt sind und ihr Verhalten nicht einmal erkennen.