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10.10.2009 Die Farben des Lebens - Herbst 2009


Jetzt fallen wieder die Blätter zu Boden. Die Natur kleidet sich in wunderbare Herbstfarben und Farbnuancen. Der Mais färbt seine Blätter in trockenes Braun, die verbliebenen Blumen lassen ihre Köpfe traurig hängen. Der Wind spielt mit den Blättern und erzählt uns von den Höhen und Tiefen des Jahres, vom Licht und vom Schatten, von Freude und von Trauer. Jetzt wird die Ernte eingefahren. Und es ist die Zeit, auch an die Ernte des Lebens zu denken. An die strahlenden Sommerfarben bzw. Erlebnisse, die Herbstfarben und die nachdenklicheren Tage des Lebens, an die Farben der kalten Jahreszeit, ihre Traurigkeit und Farblosigkeit, Eiszeit. So ist unser Leben ständig eingebunden in die Natur. Denn die Natur und ihre Farben sind Spiegel und gleichzeitig Symbol unseres Lebens. Schmerz? Zustimmung? Der Herbst erinnert uns daran, dass wir unaufhörlich älter werden. Auch wir Menschen neigen uns immer mehr mit wachsendem Alter dem Boden zu, werden fragiler und wechseln Gesichtsfarbe und Struktur des Körpers. Der Wind spielt mit den Tagen unseres Lebens und er beugt uns. Ist das schmerzhaft? Stimmen Sie zu? Nein, wir wollen nicht melancholisch sein. Aber wir müssen auch das Älterwerden einüben, bereit sein, älter zu werden. Bereit sein, die Farben zu wechseln und im Gesicht Falten zu bekommen und einen gebückten Körper zu akzeptieren. Bereit sein, Kräfte nachzulassen und Spielzeug im Wind zu werden. Bereit sein, den Realitäten des Herbstes ins Gesicht zu sehen. Es ist die Übung des Loslassens, wie der Baum seine Blätter abschüttelt. Ach, wie schwer kann das sein, seine Kraft, seine Gesundheit, seine Erfolge loszulassen. Ade, Du vollendete Krone meines Baumes. Ade, Du meine Kraft, Du meine Gesundheit, ade, all ihr Erfolge. Und nun? Macht der Herbst Platz für etwas anderes? Ist es nicht so und das lesen wir auch im Evangelium, dass wir sterben und unsere Saat in den Boden fällt und Ursprung ist für etwas Neues? Und der gute Same bringt neues Leben... Der Herbst macht Platz für die Stille. Der Herbstwind ist ein leises Lied. Die Farben des Herbstes malen in unserer Seele ein anderes Bild, ein tiefes Bild, ein stilles Bild. Der Herbst ist die begnadete Zeit wieder auf Gottes Stimme zu hören, seine Impulse zu vernehmen, seine unergründliche Lebendigkeit eben aus dieser tiefen Stille einzuatmen. Der Herbst hat faszinierende Farben. Wenn sich tausende Sonnenblumen auf einem Feld in eine einzige Richtung drehen und ihre Köpfe verneigen und Dir Abschied signalisieren? Einmal stand ich mitten in so einem Sonnenblumenfeld und der Wind zwischen ihren sich verneigenden Köpfen sprach von Abschied und von Abendstimmung. Und der Wind summte: Loslassen, und ich auch verneigte meinen Kopf und antwortete im Takt des Windes: Ja, loslassen. Warum? Damit Neues entsteht. Man kann auch Gebete loslassen Seit meinem Infarkt lasse ich selbst die grandiosen Gebete. Man kann auch Gebete loslassen. Dann wird auch das Beten immer einfacher und immer bescheidener. Und die Farben Deines Gebetes ändern sich und die Melodie Deines Herbstgebetes wird leiser und summt nur noch. Dann wird aus einem kompletten Vaterunser nur noch ein "Dein Wille geschehe". Der Herbst ist Grund, loszulassen, "zu uns komme Dein Reich", aber auch zurückzuschauen. Hoffentlich haben wir Grund in Dankbarkeit zurückzuschauen auf den Sommer und das Frühjahr, auf die Jugendzeit und die kraftvollen Jahre unseres Lebens. Hoffentlich gibt es genug Grund, dankbar zu sein für die Gelegenheiten Deines Lebens. Hoffentlich singt der Herbstwind ein Lied des Einklanges mit dem, was aus Dir geworden ist. Dann will ich dankbar sein für alles, was mir Gott geschenkt hat, für die Gaben meiner Seele, für die Menschen, denen ich begegnen durfte. Die Fülle der Farben in mir und in anderen. Der Herbst gibt mir eine besondere Inspiration. Er macht es mir irgendwie leicht, wieder etwas loszulassen. Bevor die Herbstblätter zu Boden fallen, sind sie besonders bunt und prächtig. Wunderbare Farben. Manchmal denke ich, wenn ich es schaffe auch von mir und in mir wieder etwas loszulassen, wenn Herbst auch in mir ist, dann ist meine Seele die schönste Farbpalette, die es gibt. Dann ist meine Seele so bunt und das ganze Herbst-Leben ist auch ein neues Leben. Und der Wind trägt leise davon, was wir losgelassen, von dem wir uns getrennt haben: für immer. Dann ist Platz in mir Immer wenn ich es schaffe, loszulassen spüre ich in mir Reife und Fülle und Überlegenheit und Hoffnung und Dankbarkeit und das milde Licht des Herbstes. Und dann ist reichlich Platz in mir, mich im Winter in mich selbst zurückzuziehen, in meinen Mantel gegen die Kälte. Ich schirme mich ab, lasse nur ein kleines Loch des Atmens, wie ich es in die Eisdecke meines Fischteiches im Garten schlage. Ja doch, auch der Eiswind hat eine Melodie. Dann warte ich wieder auf das Frühjahr und dessen Wind mit einer neuen Melodie. Doch nun leuchte über mir und Dir das milde Licht des Herbstes. Eine kleine Zeit. Ewiges gibt es nicht in dieser Welt. Horche dem Lied Deines Windes und begrüße am Morgen schon den Abend. So wie der letzte Sommer sich in diesen Herbst verwandelt. Das ist wahres Loslassen, dann erlöse uns, Vater, von allen Übeln. Ich schreibe Ihnen einen Gruß in den Herbstwind. Wie ein Blatt soll dieser Wind es zu Ihnen tragen. Fangen Sie dieses Blatt. Halten Sie es fest, wenn Sie es können. Ihr Pater Don Demidoff ICCC