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27.04.2007 Priester, kennst Du noch Deinen Namen?


Manchmal frage ich mich in all den Turbulenzen meines Alltages: Priester wo gehst Du hin? Priester erstickst Du nicht in all den Aktivitäten? Termin nach Termin? Priester kannst Du noch atmen? Priester, kennst Du noch Deinen Namen? Dann halte ich inne und geniesse den Augenblick. Dann verharre ich nur in dem, was ich jetzt und gerade tue. Ich habe es mir abgewöhnt, eine Uhr zu tragen. Denn ich will nur in dem Augenblick leben, in dem ich gerade bin. Wenn ich meinen Terminkalender sehe, dann wird mir ganz übel, dann fühle ich mich gejagt von Augenblick zu Augenblick. Dann denke ich, was muss ich in der nächsten Minute, in der nächsten Stunde, morgen tun. Dann fühle ich mich getrieben. Dann werde ich zerrissen in mir selbst. Ich will den Menschen erfahren Nein ich will den Augenblick geniessen. Ich will den Menschen erfahren, der gerade vor mir steht, der mich braucht, der ja zu mir sagt, der mich gesucht hat. Oder ich will auch den Menschen erfahren, den i c h brauche, von dem i c h Hilfe erwarte, der mir eine Chance gibt, in ihm in diesem Augenblick zu verweilen. Der Mensch, dem ich Ruhe geben kann und der Mensch, der mir Ruhe gibt. So kann ich trotz eines irrsinnigen Terminkalenders meine Zeit geniessen. Auch wenn ich viel tue, bin ich dann nicht zerrissen, bin ich nicht gehetzt. Denn ich tue eines nach dem anderen, jedes einzelne ganz intensiv. Ich vertiefe mich ganz in dem oder in das, mit dem ich gerade beschäftigt bin. Ich denke noch nicht an die nächste Minute oder die nächste Stunde. Jetzt bin ich. Ganz und gar. Da schaut mich in Sibiu die alte Frau an, mit ihren Blicken fragend, sie dreht sich um nach mir und ich denke in diesem Augenblick, was mag sie wohl denken. Da steht ein Baby in einem Kinderwagen vor der Tür eines Geschäftes und ich stecke meinen Kopf hinein, den Wagen ein wenig wiegend und das Kind lächelt mich an, in sich fragend, wer bist Du denn? Da betrete ich ein Geschäft und ich frage die Verkäuferin mit dem traurigen Gesicht: sind Sie traurig? (suparat) Nein, nein antwortet sie und lächelt plötzlich, nur ernst, nur ernst. Da grüssen mich wildfremde Kinder auf der Strasse und machen ein Kreuzzeichen und ich verharre in Staunen, weil man das in Deutschland überhaupt nicht kennt. Da geht die junge Frau mit ihrem zu kurzen Rock an mir vorbei und schaut an meiner langen schwarzen Soutane herunter, den Kopf leicht schüttelnd, wie denn ein alter Mann so herumlaufen kann? Da spricht mich ein Mann, ein Leser meiner Kolumnen in dieser Zeitung an und sagt: Ich kenne Sie, ganz schön mutig sind Sie, was Sie da so alles schreiben. Da kommt ein junger Mann, die Haare gefärbt und fragt mich: Sind Sie katholisch? Wie ist das katholisch zu sein? Sind Sie katholisch? Das sind die Augenblicke, in denen ich innehalte, beglückt, still, nicht an das nächste denkend. Dann ärgert mich das Mobiltelefon, das mich aus meiner inneren Stille herausreisst, sich sozusagen vordrängt, mich in die nächste Situation zwingt, an die ich doch jetzt gar nicht denken will, weil ich in dieser Minute verharren will, weil ich mich nicht jagen lassen will. Weil in jedem Augenblick und in jeder Begegnung ein Wunder steckt und dieses Wunder will ich spüren, erfahren, geniessen, auskosten. Meinen Terminkalender unterwerfe ich einem Rhythmus. Die ganze Zeit hat doch ihren Rhythmus. Der Tag hat einen Morgen und einen Mittag und einen Abend und eine Nacht. Der Monat hat die Wochen und die Tage und das Jahr hat eben auch diese Struktur. Und die Stunde ist voll mit Minuten und Sekunden. Jede einzelne Sekunde will ich leben und will ich erfahren. Nicht die nächste, sondern jetzt. Wenn ich gegen diesen Rhythmus arbeite, würde ich schnell ein Verlierer sein, vor allem nicht mehr ich selbst. Und jeder Mensch hat so seinen eigenen inneren Biorythmus. Es ist gut der inneren Uhr zu folgen und in jeder Minute zu verharren und sich zu fragen: Bin ich noch, bin ich jetzt? Wo bin ich? Wenn ich im Biorythmus meines Ichs, meines Leibes bleibe und lebe, dann allein bin ich im Einklang mit mir selbst. Dann kommt gar nicht der Gedanke auf, zerrissen, gehetzt zu sein. Dann lebe ich gut, sehr gut und alles gelingt mir. Und ich schaffe meinen Terminkalender, erledige mein Arbeitspensum, Schritt für Schritt, Minute nach Minute. Alles geht mir spielend von der Hand. Ich bin nicht mein eigener Sklave. Und so spüre ich dann auch die Gegenwart Gottes, immerzu, denn Gott kennt nur freie Menschen. Sie beten mechanisch und jammern und leiden Zuviele Menschen sind Sklaven ihrer Zeit und ihres eigenen Lebens, kennen keine innere Freiheit und wundern sich, dass sie nicht zu Gott finden. Sie beten mechanisch, machen an jeder Kirche und jedem Kreuz undefinierbare Gesten, die wohl ineinanderfliessende Kreuzzeichen sein sollen. Sie jammern und leiden unentwegt vor sich in und in ihrer Seele ist soviel Trockenheit, Kummer, Einsamkeit und das ständige Jammern nach besseren Zeiten. Sie leben in einer inneren Armut und suchen Reichtum, wo es keinen gibt. Sie suchen ihr Abenteuer in der nächsten Begebenheit, in der nächsten Stunde, im nächsten Jahr. Und sie fragen immerzu die Besserwissenden, warum es ihnen so schlecht geht. Sie bleiben an der Oberfläche und können nicht eintauchen in den Augenblick dieser Minute. Und sie wissen nicht, dass Gott nicht an der Oberfläche wohnt, sondern der HERR einer ganz anderen Dimension ist und Seine Welt einen ganz anderen Rhythmus hat. Nach jeder Finsternis kommt ein lichter Tag. In jeder Begegnung steckt ein Stück göttliches Licht. Wir müssen es nur greifen. Jetzt. Sofort. Bis zum nächsten Freitag, meine treuen Leser. Wenn Sie jetzt die Zeitung aus der Hand legen, dann bleiben Sie mit ihren Gedanken ein wenig hängen bei meinen Worten. Schauen Sie zum Fenster hinaus oder wo Sie auch gerade sein mögen. Schauen Sie die Menschen an, die gerade an Ihnen vorbeigehen. Sehen Sie, wieviele auch Sie anschauen? Ich wünsche Ihnen glückliche Minuten, Augenblicke. Ich wünsche Ihnen di e s e n Augeblick. Ihr Pater Don Demidoff ICCC genannt "Don Bosco". Basilica zu Iacobeni